Episode 183 Die Anti-FIRE-Bewegung: Warum Aktien, ETFs und Krypto plötzlich böse sind

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„Ein verantwortungsvoller Staat müsste doch allen Leuten, die sich finanziell bilden, Applaus spenden. Das Gegenteil ist der Fall.“

Nein2Five

Neuerdings erinnern sich Politiker aus dem linken Spektrum offenbar wieder an ihre alten Feindbilder. Finanziell ahnungslose Spitzenpolitiker hetzen gegen Leute, die sich mithilfe von Aktien oder ETFs finanziell unabhängig machen wollen.

Welche Argumente werden angeführt, wie stichhaltig sind diese und welche Feindbilder werden bedient? Dieser Frage gehen wir in dieser Episode nach.

Wir von Nein2Five haben ja schon einige Episoden zum Thema FIRE gemacht und sind überrascht, wie massiv und geballt gerade die politischen Attacken auf die Aktienkultur sind. 

Auch in der Episode 177 „Olaf Scholz: ein vermögensloser Multimillionär wettert gegen die Reichen“ haben wir schon festgestellt, dass die SPD sich gerne klassenkämpferisch gegen die Reichen stellt, auch wenn die Politiker selber indirekte Multimillionäre sind.

Eine Frage, die wir uns stellen: Ist die Fire-Bewegung ein Resultat der verheerenden Rentensituation?

  • Jüngere Generation erkennt keinen Nutzen in der gesetzlichen Rentenversicherung
  • Der Beitragssatz liegt derzeit bei 18,6 Prozent und hat maßgeblichen Anteil an den im internationalen Vergleich als hoch geltenden Steuer- und Sozialabgaben in Deutschland
  • Der Staat musste in 2020 erstmal mit über 100 Mrd. die Rente subventionieren
  • Der Staat tut sich schwer mit einer grundlegenden Reform
  • Es geht um Wählerstimmen. Mehr als jeder fünfte Deutsche ist Rentner. 

Das Rentensystem steht kurz vor dem Kollaps.

Vor diesem Hintergrund kommen nun interessante Vorschläge, wie zum Beispiel von der FDP: Ein Teil der Rente soll über den Aktienmarkt finanziert werden. Hierzu soll jeder Beitragszahler zwei Prozent seines Bruttoeinkommens in einen unabhängig verwalteten, vollständig aktienbasierten Fonds ansparen.

Warum also, schießen nur Politiker gegen diese Modelle? Ist es so banal, dass man einfach nur die eigenen Versorgungssysteme in Gefahr sieht? 

Hat der Staat Angst vor Menschen, die finanziell UNABHÄNGIG sind? Warum? Weil er über diese Menschen keinerlei Kontrolle mehr hat? Was bedeutet es für eine Gesellschaft, wenn die “Reichen” und finanziell unabhängigen zu Objekten der Hetze werden? Werden diese Menschen Deutschland den Rücken kehren?

Liegt es daran, dass die Lohnsteuer rund 27% der Staatseinnahmen und somit die zweitstärkste Einnahmequelle ausmacht? Erwartet man eine Flucht aus der Lohnarbeit? Hat man Angst um seine „Cash Cows“?

Oder ist es die Sorge, dass Menschen erkennen, dass es interessanter ist, Einkommen aus Kapital zu generieren als nach 40 Jahren mit einer kärglichen Rente auszukommen? Hat der Staat die Sorge, dass sich diese Einsicht verbreiten könnte? Wird die Gruppe der Menschen, die finanzielle Unabhängigkeit anstreben, einfach zu groß?

Hier mal eine interessante Rechnung:

18,6 Prozent des Bruttolohns gehen an die gesetzliche Rentenversicherung. 

Laut Sozialversicherungs-Rechengrößenverordnung 2020 wird das Durchschnittsentgelt auf vorläufig 40.551 Euro festgelegt. Also gehen 628,54 (Arbeitgeber und -nehmeranteil) vom Gehalt ab.

Auf 40 Jahre hochgerechnet macht das rund 302.000 EUR. 

Frage: Was würde passieren, wenn wir das Rentensystem, durch einen aktienbasierte Rente ersetzen würden?

Neulich hat die Die Linke-Politikerin Nicole Gohlke auf Twitter gesagt, dass die aktienbasierte Altersvorsorge ein „noch schnellerer Weg in die Altersarmut“ ist. Interessant. Also ist die gesetzliche Rente schon ein schneller Weg in die Altersarmut. Noch wichtiger aber: Stimmt diese Aussage?

Hierzu ein Zitat von Leon Müller in der Zeitschrift „Der Aktionär“: „Wie kommen Sie zu der Behauptung, die aktienbasierte Altersvorsorge führe „noch schneller in die Altersarmut“? Sie ist schlicht falsch, empirisch nicht zu belegen und eine dreiste Verdrehung der Tatsachen. Gleichzeitig behaupten Sie oft und gern, die Reichen würden immer reicher werden und müssten stärker besteuert werden. Haben Sie sich mal angeschaut, wie die Reichen reicher werden? Oftmals profitieren sie von der Entwicklung des Aktienmarktes. Wenn es doch aber diese Gewinne laut ihrer Darstellung gar nicht gibt, weshalb wollen Sie diese dann stärker besteuern?

Wer profitiert eigentlich von einer finanziell ungebildeten Bevölkerung? Die Banken, die Finanzdienstleister auf jeden Fall, die Politiker vielleicht auch? 

Brauchen der Staat die steuerzahlenden Angestellten und Arbeiter, um die Kassen zu füllen? Ist der 30jährige “Aussteiger” (FIRE) ein Problem? Könnte er/sie eine in den Augen des Staats negative Vorbildfunktion haben? 

Fragen über Fragen…

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10 comments on “Episode 183 Die Anti-FIRE-Bewegung: Warum Aktien, ETFs und Krypto plötzlich böse sind

  1. img-8 Andy sagt:

    Tja gute Frage, was die Politik da im Schilde führt. Ich habe ja den Verdacht, dass der Politik, inbesondere der Linken, der eigenverantwortliche Bürger nicht ganz suspekt ist. Dieser ist unabhängig und muss sich auch nicht mit irgendwelchen Geschenken, wie dem bedingungslosen Grundeinkommen, ködern lassen.

    Die ganze Sache ist hochgradig wiedersprüchlich, einerseits soll man privat vorsorgen, macht man dies, dann gehört man schnell zu den breiten Schultern die mehr tragen sollen. Bei der Diskussion mit der Abgeltungssteuer kann ich ja noch nachvollziehen, dass es beklagenswert ist, dass Arbeit oft höher besteuert wird. Aber die Schlussfolgerung Arbeit weniger stark zu besteuern kommt ja auch nicht, sondern wenn dann muss der andere eben mehr zahlen, damit es wieder gerecht wird. 🙂

    1. img-9 Christian Schmid sagt:

      Hi Andy! Vielen Dank für deine erhellenden Gedanken! Uns scheint es auch so zu sein, dass der eigenverantwortliche Bürger der Politik ein Dorn im Auge ist. Vielleicht auch gerade im Hinblick auf das Thema BGE, das ja gerade von den linken Parteien regelmäßig als „Lösung aller Probleme“ ins Spiel gebracht wird…

    1. img-10 Christian Schmid sagt:

      Besten Dank für diese Empfehlung, Andy!

      1. Der Staat will vor allem den Beitragszeitraum billig strecken können. Unabhängige sagen selbst, wann Schluss ist.

        1. img-12 Christian Schmid sagt:

          Vielen Dank für deinen Kommentar, Wolfgang! Sehr interessanter Aspekt, den wir noch nicht bedacht hatten. So entsteht mehr Planungssicherheit für den Staat.

  2. img-13 Mirko sagt:

    Vielen Dank für diesen Podcast!
    Ihr stellt Euren Zuhörern die Frage nach möglichen Gründen für den Unwillen oder die Unfähigkeit zu einer echten Rentenreform. Neben den bereits genannten Ursachen („Never change a running system!“ sowie unterschwellig nachwirkender Restbestände aus der marxistischen Ideenhalde, wonach Arbeitseinkommen und Kapitaleinkommen ungleich zu bewerten sind) kommen mir persönlich aus langjähriger Arbeitspraxis in der wissenschaftlichen Politikberatung noch weitere Gründe in den Sinn:

    1. Die Altersstruktur unter den Abgeordneten wählbarer Parteien: Gerade unter bürgerlich-liberalen Abgeordneten beträgt das Durchschnittalter im Deutschen Bundestag so etwas um die 55 Jahre. Gerade diese Kohorte hält es eher mit Sparbuch-Olis Anlagestrategie – nämlich nichts zu tun außer Sparbuch und Rentenpunkte zu sammeln. Unter jüngeren Abgeordneten gibt es eifrige ETF-Sparer.

    2. Der Michel im Hamsterrad ist für jeden Politiker jeglicher Coleur der perfekte Bürger: Als Konsument abmelkbar über Verbrauchsbesteuerung, als Angestellter abzumelken über die Lohnsteuer und vor allem über die Lohnnebenkosten, dank derer dann auch der Arbeitgeber abgemolken werden kann. Warum sollte man den Gedanken der Finanziellen Unabhängigkeit von staatlicher Seite unterstützen, wenn es doch den Abmelkkreislauf nur stören würde?

    3. Das Rentensystem sichert Abhängigkeit vom Staat (vom ersten Beitragspunkt an bis zur Bahre) und Abhängigkeit sichert Loylität gegenüber dem Staat. Was sonst eigentlich nur von Beamten verlangt weden kann, wird somit auf Millionen Bürger übertragen: nämlich Gehorsamspflichten. Gerade die letzten zwei Jahre haben mir gezeigt, dass sich unser Land zunehmend vom Leitbild des mündigen, selbstbewussten Bürgers (ein Relikt der abendländischen Aufklärung) entfernt. Es scheint mir evident, dass sich unsere Regierenden eher den Typus des Untertanen herbeierziehen wollen (siehe unser Bildungssystem). Mit Hilfe des Rentensystems gelingt dies zumindest bei den geburtenstarken Jahrgängen sehr gut.

    Es grüßt
    Mirko

    1. img-14 Christian Schmid sagt:

      Hi Mirko!

      Vielen Dank für deine sehr interessante Analyse! Deine Erfahrung als wissenschaftlicher Politikberater sind bestimmt sehr hilfreich, um noch mehr vom „Subtext“ zu verstehen. Beim dritten Punkt ist mir eine kleine Schauer über den Rücken gelaufen, wahrscheinlich, weil es so treffend und zutreffend beschrieben ist…

      Denkst Du, dass diese Entwicklung noch umkehrbar ist?

      1. img-15 Mirko sagt:

        Hallo Christian,
        sind die beschriebenen Entwicklungen in unserem Land noch aufzuhalten oder gar zu revidieren? Das liegt ja wohl an uns allen. Noch haben wir eine Wahl, die Chinesen nie hatten.

        Für mich ist die Finanzielle Unabhängigkeit geradzu ein Akt subversiven Handeln oder auch eine Art zivilen Ungehorsams. Wenn ich dem Staat gegenübertreten kann als ein selbstbewusster Akteur, der schlimmstenfalls die Brotkrumen zurückweisen kann, die man mir als mittlerweile Selbstständigen zugedacht hat, dann habe ich mir eine Postiion der Stärke erobert. Aus dieser Position heraus kann ich verhandeln, taktieren und notfalls dank Geo Arbitrage zu neuen Ufern aufbrechen. Je mehr Menschen sich eine solche persönliche Sitution erarbeitet haben, desto stärker wird deren politischer – nur schwer korrumpierbarer – Einfluss.

        Euer Podcast hilft dabei immens!
        Es grüßt
        Mirko

        1. img-16 Christian Schmid sagt:

          Hi Mirko!

          Vielen Dank, dass Du dir noch einmal die Zeit genommen hast, das Thema auszuführen! Wir haben uns über dein Kompliment auch sehr gefreut.

          Deine Interpretation der finanziellen Unabhängigkeit als subversiven Akt finde ich sehr interessant. Ich musste unweigerlich an das Konzept des Fuck-You-Money denken, mit dem wir unser Buch Feierabendboss eingeleitet haben.

          Geo-Arbitrage passt in diesen Kontext auch gut, das stimmt.

          Spannend, spannend. Hast Du vielleicht Lust darauf, dass wir das im Podcast weiter besprechen? Dann schreibe uns doch bitte kurz eine Email.

          Schöne Grüße aus Köln

          Christian und Ruben

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