Episode 162 Was wir aus der Netflix-Serie “Aus der Spur” über Side Hustles lernen können

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„Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“

Albert Einstein

Auf Netflix läuft gerade eine neue französische Mini-Serie (“Dérapages – Kontrollverlust” oder auch “Aus der Spur”), in der die Hauptfigur, der Mittfünfziger Alain im Rückblick, aus dem Gefängnis, erzählt, wie es war, als er nach über 20 Jahren als Personalleiter seinen Job verloren hat. Wie er verzweifelt versucht hat, sich mit demütigenden Minijobs über Wasser zu halten. 

Er gehört in den Augen der Personalentscheider zum alten Eisen. Den jüngeren Bewerbern wird der Vorzug gegeben. Er wird depressiv, die Beziehung zu seiner geliebten Frau leidet schwer. 

Während wir diese Serie geschaut haben, dachten wir: Warum macht er nicht einfach etwas Eigenes? Warum läuft er immer wieder mit Anlauf gegen dieselbe Wand?

Alain war gefangen. Gefangen in seinem eigenen Denkgefängnis. Er zerrieb sich an einem Arbeitsmarkt, der ihn nicht mehr wollte, weil es für die Arbeitgeber attraktivere Angebote gab. 

Als ehemaliger Personalleiter hätte er aber ja auch Side Hustles beginnen können. 

Uns fallen spontan diese Side Hustles ein: 

  1. Er hätte Workshops für junge Bewerber anbieten können (Assesment-Center-Vorbereitung)
  2. Er hätte eine Buch über den erfolgreichen Bewerbungsprozess schreiben und dieses auf Amazon selber veröffentlichen können
  3. Er hätte eine FB-Gruppe/Podcast zum Thema “Altes Eisen auf dem Arbeitsmarkt” gründen können, um diese Community dann später zu monetarisieren

Dies sind nur die spontanen Ideen, die sich direkt auf seine Berufserfahrung beziehen. Natürlich hätte er auch noch viele andere Side Hustles ausprobieren können: Dogwalking, Ebay-Selling, Bikewash, Immobilien- Tippgeber, Komparse/Statist etc. Je nach Neigung und Skills. 

Jetzt kommt unser Plädoyer für den freien Markt, den viel gescholtenen Kapitalismus: Der freie Markt kennt keine Vorurteile. Er diskriminiert nicht hinsichtlich des Alters, des Geschlechts oder der Hautfarbe. 

Glaubst Du nicht? Dann beantworte dir folgende Fragen: Wenn es ein Mittel gegen Krebs geben würde, würden Menschen es dann nicht kaufen, weil der Erfinder 70 Jahre alt ist? Würden sie sagen: „Nee, das will ich nicht, der Typ ist mir zu alt!

Wenn Du dich selber ausgeschlossen hast und der einzige Schlüsselnotdienst von einer Frau besetzt ist, lehnst Du dann ab?

Auch aktuell sehen wir: Handwerker werden händeringend gesucht. Niemand wird sagen: “Oh, nee, dieser Installateur ist 55, schicken sie mir bitte einen unter 30.”

Wenn Du etwas anbieten kannst, das auf rege Nachfrage trifft, bist Du am Zug. Dahin sollte deine Kreativität fließen. Was kann ich anbieten, was gerade gebraucht wird? Nicht Follow-Your-Passion, Follow-the-Market

Bei einem Nebeneinkommen geht es aber nicht nur ums Geld. Denn manche haben genug vorgesorgt, sodass das Thema Geld nicht im Vordergrund steht. 

Das Ganze hat auch eine psychologische Komponente. Jeder Mensch braucht Anerkennung. Möchte etwas zählen, sich nicht abgehängt fühlen. Alain hat in der Netflix-Serie vor allem darunter gelitten, von seinem Umfeld nicht mehr Ernst genommen zu werden. 

Was passiert, wenn die kommende Wirtschaftskrise immer mehr Unternehmen dazu zwingt, Leute in Altersteilzeit zu schicken? Was passiert, wenn die Digitalisierung immer mehr Menschen auf das berufliche Abstellgleis stellt?

Es werden viele Freiräume entstehen und Side Hustles sind da genau das Richtige. 

SHOWNOTES:

In diesem Interview mit Geo Schaller lernt ihr einen erfolgreichen Side Hustler kennen, der das 60. Lebensjahr überschritten hat.

Den jüngsten Side Hustler, den wir interviewt haben, lernst Du in diesem Interview kennen.

Danke fürs Zuhören!

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2 comments on “Episode 162 Was wir aus der Netflix-Serie “Aus der Spur” über Side Hustles lernen können

  1. img-8 Tanja sagt:

    Hallo Christian und Ruben,

    Gerade habe ich die Episode bezüglich „Aus der Spur“ auf Netflix.

    Sehr interessante Perspektive.

    Dazu meine Perspektive, ich habe zwanzig Jahre in Paris gelebt:)

    Die Produktion ist französisch und basiert auf sehr französisch geprägten Storytelling.
    Was ich damit meine:
    Im Original heisst die Serie „Dérapages“, der Hauptprotagonist ist Schauspieler und Ex-Fussballstar Eric Cantona.
    Themen wie Opfer der Gesellschaft und das Auflehnen der Figur von Alain in der Serie sind immer wiederkehrende Themen im französischen Film. Immer mit sehr viel Drama. Auch ganz wichtig.
    Geprägt vom sozialen Auflehnen der Gesellschaft, zb Gelbwester (Gilet jaunes) etc.

    Ihr sagt, ihr könnt nicht verstehen, wieso „Alain“ nicht sein eigenes Ding startet: die Figur ist sehr repräsentativ der französischen Mentalität: er sieht sich als Opfer der Gesellschaft, der Arbeitswelt. Mit dieser Einstellung kann man gar nicht auf die Idee kommen selber etwas zu lancieren – und Verantwortung zu übernehmen. Er glaubt, die Gesellschaft „schuldet“ ihm eine passende Stelle.

    In Frankreich gilt ein Angestelltenverhältnis für viele als der Graal schlechthin: über eine Anstellung im öffentlichen Dienst sprechen viele Franzosen als „la planque“, das Versteck – gemeint ist eine Stelle auf Lebenszeit. Die Figur von Alain zeigt auch sehr gut die französische Mentalität: er ist überzeugt, dass die Gesellschaft, die Arbeitswelt, ihm etwas schuldet.
    Das Arbeitsrecht ist stark reglementiert, zum Vorteil der Angestellten. Das macht die Selbstständigkeit für viele eher weniger attraktiv – lieber bleiben sie in einem prekären Arbeitsverhältnis – ohne Verantwortung und Pflichten die damit verbunden sind. Im Gegensatz ist Frankreich für seine Vorzeigeunternehmer (zb Xavier Niel) und innovative Tech-Szene sehr bekannt.

    Die Serie lebt vor allem von Cantona, der in Frankreich sehr beliebt ist. Sein „franc-parler“, er nennt die Dinge beim Namen, sind legendär.

    Privat kennt sich Cantona sehr gut mit Side-Hustles aus und wie man sich neu erfindet: als er mit der Schauspielerei angefangen hat wurde er belächelt. Letztes Jahr hat er mit seiner Frau, Schauspielerin Rachida Brakni „Nostra“, eine Naturkosmetikmarke gegründet „Nostra“.

    1. img-9 Christian Schmid sagt:

      Liebe Tanja!

      Das sind wirklich sehr interessante Einblicke in die französische Kultur. Diese Hintergrundinformationen helfen tatsächlich, das Verhalten von Alain noch besser einzuordnen. Vermutlich ist diese Anspruchshaltung auch in Deutschland sehr verbreitet. Wir arbeiten aktuell an einer Episode, die sich mit der Frage beschäftigt, ob die Corona-Politik in Deutschland dem „entrepreneurial spirit“ noch weiter geschadet hat…

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