„Olaf Scholz spielt in der Diskussion um die Transaktionssteuer gerne den Robin Hood, ist aber tatsächlich näher am Sheriff von Nottingham.„
Nein2Five
Neulich ist Olaf Scholz auf YouTube interviewt worden. Wir haben Ausschnitte dieses Interviews auf dem Kanal “Aktien mit Kopf” gesehen.
Hier der Ausschnitt des Interviews, über den wir in dieser Episode sprechen möchten. Die Zitate sind nicht wortwörtlich, aber sehr nah dran.
Frage: „Ihre geplante Transaktionssteuer zieht in ihrer Ausgestaltung fast ausschließlich auf Privatanleger, die verstärkt Aktien zur Altersvorsorge nutzen, spart jedoch Derivate und Hochfrequenzhandel aus. Private Vorsorge wird immer wichtiger, weil die Rentenansprüche ständig sinken.“
Antwort Olaf Scholz: „Ich finde es interessant, dass es im Netz, als es zum ersten Mal Ernst wurde mit einer Transaktionssteuer, diese Leute sich gemeldet haben. Und hab das Gefühl, dass da manche Argumente nicht stimmen. Würde gerne einige auch mal so persönlich kennenlernen, was die denn so machen.
Das sind welche (Anmerkung: Argumente), da hab ich gedacht, das hab ich doch eben bei der Lobby des Aktienverbandes gelesen und das ist jetzt in ein flauschiges Argument verpackt worden. Also (belehrender Ton), die meisten Aktien werden gekauft von großen Fonds und jetzt müssen immer Leute, die vier Aktien besitzen und sich noch eine fünfte kaufen wollen, herhalten und eine Besteuerung dieser großen Aktienfonds, die Milliarden verwalten, zu verhindern.“
Und hier noch ein guter Kommentar unter dem Video:
„Knapp 40 Prozent der unter 25-jährigen haben Aktien und etwa 14 Prozent in der Bevölkerung insgesamt. Tendenz steigend. Die kleine „Lobby“ hat mehr Wähler als die SPD!“
In dieser Episode möchten wir einmal einen Faktencheck machen. Auch wenn diese gerade oft sehr einseitig sind und nicht den Namen verdienen, versprechen wir, tatsächlich nur die nackten Zahlen sprechen zu lassen.
Es lässt sich trefflich darüber streiten, wer hierzulande als reich zu gelten hat. Das Einkommen allein ist dafür natürlich nicht entscheidend. Wichtiger als das Einkommen ist letztlich das Vermögen. Allerdings sind hohe und sehr hohe Gehälter ganz hilfreich, wenn jemand sich ein Vermögen aufbauen will.
Wie viel Geld Scholz auf seinem Konto hat, weiß nur er. Aber der Barwert seiner stattlichen Pensionsansprüche liegt deutlich im siebenstelligen Bereich. Dafür musste er selber keinen Euro aufwenden. Vor allem wären diese Pensionsansprüche – anders als für die Altersvorsorge angespartes Geld – sicher vor der von der SPD immer wieder ins Spiel gebrachten Besteuerung von Vermögen.
Wie sehen die Pensionsansprüche von Abgeordneten aus? Lest dazu auch den folgenden Artikel in der Rheinischen Post.
Beim Bund: Ein Bundestagsabgeordneter muss mindestens zwei Legislaturperioden, also acht Jahre, im Parlament durchhalten, um sich eine Mindestpension von knapp 1.700 Euro zu sichern. Gezahlt wird ab dem 65. Geburtstag. Wer länger im Bundestag bleibt, kann früher eine Pension bekommen. Höchstens 4.800 Euro nach 23 Parlamentsjahren, was aber bereits mit 55 Jahren möglich ist.
In den Bundesländern: In jedem der 16 Bundesländer gibt es eigene Abgeordnetengesetze. Beispiele: In Hessen erhalten Landtagsabgeordnete nach sechs Jahren 1.800 Euro Mindestpension ab dem 55. Geburtstag. In Schleswig-Holstein beträgt diese mindestens 1400 Euro und wird nach acht Jahren ab dem 65. Lebensjahr gezahlt.
Wie hoch das „Ruhegehalt“ ist, hängt aber nicht von der Amtsdauer ab, denn ruhegehaltsfähig ist auch die Zeit der Mitgliedschaft in der Bundesregierung als parlamentarischer Staatssekretär und einer vorausgegangenen Mitgliedschaft in einer Landesregierung. Demnach würde Gerhard Schröder 8.937 Euro bekommen.
Alle Gehälter sind Bruttoangaben!
So, nun aber zu der entscheidenden Frage: Wie lange müsste ein Angestellter/Arbeiter wie viel einzahlen, um eine Pension von 7.000 Euro (also sicherlich weniger als Olaf Scholz erwarten kann) zu erhalten?
In unserer Jubiläums-Episode 100 haben wir genau über dieses Thema gesprochen: Die ganze, nackte Wahrheit über deinen Rentenbescheid. Um es kurz zu sagen: Es ist nicht glorreich, nein, es ist tatsächlich deprimierend.
Die aktuelle Höchstrente von 3141,52 Euro bekommt nur, wer 45 Beitragsjahre lang den Höchstsatz in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt hat. Ein Szenario, dass in der Wirklichkeit kaum vorkommt. Verdoppeln wir diese Einzahlphase, kommen wir nach 90 Jahren auf überschlagen 6.400 Euro. Der hoch dotierte Angestellte wäre also nach 90 Jahren immer noch nicht da, wo der Pensionär ist. Im Grunde müsste man also noch vor der Geburt ein „Großverdiener“ (nach dem Standard der SPD) sein.
Wie sieht das Ganze nun bei Selbstständigen oder Unternehmern aus? Wie viel Kapital müsste er/sie ansparen, um nach der 4%-Regel (siehe dazu unsere Episoden zum FIRE, Frugalismus etc.) auf einen Betrag von 7.000 Euro zu kommen?
Rechnung: 7.000 Euro Pension x 12 Monate x 25
84.000 x 25 = 2,1 MIO
2,1 Millionen Euro! Soviel Kapital müsste ein Unternehmer oder Freelancer angespart haben, um rund 30 Jahre lang jährlich 4% davon entnehmen zu können, ohne Pleite zu gehen.
Siehe da, er müsste ein Multimillionär sein. Also genau das Feindbild des Staatsdieners und SPDlers Scholz.
Noch mehr: Ein weiterer typischer Vorwurf der Sozialdemokraten ist es ja, dass die Reichen auf Kosten anderer reich geworden sind. Woher kommen die Pensionsansprüche eines Berufspolitikers? Aus der Steuerkasse! Muss er dafür eine Leistung abliefern? Er kann, muss aber nicht. Selbst ein Parlamentarier, die nie im Bundestag erscheint, verliert seine Ansprüche nicht.
Im Gegensatz dazu: Kennt ihr einen reichen Unternehmer, der ohne Leistung reich geworden ist? Gibt es vielleicht, wir kennen keinen einzigen.
Wie schaffen es also “heimliche” oder indirekte Multimillionäre wie Olaf Scholz, dem “kleinen Mann”, der versucht sich eigenständig eine Altersvorsorge aufzubauen, Geld aus der Tasche zu ziehen? Wie schaffen die es, die selber reich sind, von den bösen Reichen zu fabulieren – ohne das die Bevölkerung vor Lachen vom Stuhl fällt? Der reiche Robin Hood!
Leider ist das noch nicht das Ende vom Lied. Gehen wir mental noch einmal zum Angestellten/Arbeiter zurück. Seit Jahren redet die Politik von der Versorgungslücke. Sie ist sehr real! Wie soll ein Angestellter diese Versorgungslücke füllen? Klar, mit privater Vorsorge. Wer einigermaßen finanziell gebildet ist, wird entweder in Aktien, ETFs oder Immobilien investieren. Was bleibt ihm auch übrig, wenn Tagesgeldkonten und Festgelder nur noch zur Geldvernichtung dienen.
Pech nur, dass er in dem Moment, in dem er investiert, ins Fadenkreuz des Finanzministers kommt. Denn nun gehört er auch zu den “bösen Investoren”, den “gierigen Aktionären”. Nun darf er sich nicht wundern, dass er doppelt und dreifach besteuert wird.
Aber Moment mal, wirst Du vielleicht sagen: Wie soll ich den die Versorgungslücke schließen, wenn ich durch diese Besteuerung nur so langsam überhaupt Kapital aufbauen kann?
Tja, die Antwort darauf kann sich nur jeder selber geben…
Danke fürs Zuhören!
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Servus,
solche Folgen bitte nicht mehr! Die deprimieren doch nur! 😉
Im Ernst: ich teile ich eure Meinung, Aktionäre haben in der Politik einen schlechten Ruf und wie ihr sagt es ist unverständlich, dass die Selbstvorsorge nicht besser gesehen wird bei der Politik. Ich werde wohl nie Hartz 4 brauchen, aber anstatt zu sagen: toll gemacht, heißt es: bitte zur Kasse.
Die Lösungen wären ja einfach: Mindest-Haltedauern festlegen, Freibeträge auf Dividenden und Kapitalerträge erhöhen oder ab einen gewissen Alter steuerfrei machen.
Stattdessen sinnieren Linke und Grüne, wie man die Dividenden mit dem persönlichen Einkommenssteuersatz besteuern könnte.
Frustrierend.
Gruß
Andy